Erfolgreiche Gegenwehr
von Mädchen und Frauen

Geschichten erfolgreicher Gegenwehr von Frauen und Mädchen sind - trotz allem Erfolg - immer auch Geschichten (versuchter) Grenzübertritte und Gewalt.
Mit Rücksicht auf jüngere Mädchen, die diese Seite vielleicht auch besuchen und auf Frauen, die nach erlebten Gewalterfahrungen verständlicherweise oft sehr empfindlich auf das Thema Gewalt reagieren, finden sich deshalb hier nur einige relativ `harmlose´ Beispiele:


Rüstige 90-Jährige
"Mit so viel Gegenwehr einer 90-jährigen haben drei Trickdiebe nicht gerechnet: Ihr rüstiges Opfer schlug sie allesamt in die Flucht. Nach Angaben der Polizei klingelte das Trio bei der Rentnerin in Berlin. Die alte Dame, die an dem Tag Geburtstag hatte, zeigte starke Nerven: Als die ungebetenen Gäste um Wasser baten und sie bedrängten, schlug die Rentnerin einer Trickdiebin ins Gesicht und schubste einen der beiden Männer entschlossen aus ihrer Wohnung. Daraufhin ergriff das Trio ohne Beute die Flucht. Die Seniorin blieb unverletzt."
(Esslinger Zeitung, 15.1.11)

18-Jährige bewahrt Frau
vor weiteren Messerstichen …
… berichten die Stuttgarter Nachrichten (9.4.11). Eine junge Frau hat am Donnerstag, dem 7.4.2011 kurz vor 22 h eingegriffen, als eine in Scheidung lebende 36-Jährige Frau auf dem Nachhauseweg im Großraum Stuttgart von ihrem Mann unvermittelt mit einem Messer angegriffen wurde:
"Er hat gleich auf sie eingestochen", sagte ein Polizeisprecher …. Die Frau stürzte zu Boden, der Täter beugte sich über sie. Er wollte, so der Sprecher, "weiter auf sie einstechen".
In diesem Moment griff die 18-Jährige ins Geschehen ein. Die junge Frau, die zufällig am Tatort war, stürzte sich auf den Mann und stieß in zur Seite. Das durch einen Messerstich am Oberschenkel verletzte Opfer rappelte sich auf und flüchtete." … "Der Täter bedrohte noch einen dazugekommenen Mann und rannte dann davon. Er wurde am Freitagmorgen vor seiner Wohnung in Stuttgart festgenommen."
Der mutigen jungen Frau ist zum Glück bei Ihrer Nothilfe selbst nichts passiert.

Irgend ein Bistro,
irgendwo in Stuttgart
Eine Freundin und ich treffen uns fast täglich dort in der Mittagspause. Des öfteren findet sich auch ein Mann so um die Dreißig ein. Er belästigt uns mit Blicken, macht uns mit sexistischem Geschwafel von der Seite an. Eines Mittags warte ich vergeblich auf B.,sie ist wohl aufgehalten worden...
Die Type ist ebenfalls da. Er fängt wieder an seine Schau abzuziehen. Nach ein paar Minuten geht mir das Ganze entsetzlich auf den Geist, und da ich an diesem Tag in absoluter Topform bin, stehe ich langsam auf – immer Blickkontakt zu dem Typen – gehe zu ihm auf die andere Seite des Tresens. Ich setze mich neben ihn, klimpere mit den Wimpern, lege meine Hand unmißverständlich auf seinen Oberschenkel und sage, betont auf Anmache pur sowas wie: „Na, wie sieht´s den aus mit uns beiden? Wow – so´n toller Typ wie Du ...“
Sein Blick ist immens verunsichert. Er starrt mich ratlos an, sucht aber gleichzeitig meinem Blick auszuweichen. Plötzlich ruft er komplett entnervt nach dem Kellner „Zahlen!“, gibt ihm viel zu viel Trinkgeld und verschwindet hastigen Schrittes aus dem kleinen Bistro ...
(Bericht einer Kursteilnehmerin)

Kind schlug Mann in die Flucht
Ein ca. 20-35 Jahre alter Mann hat versucht, ein 9-jähriges Mädchen, das er zuerst nach dem Weg gefragt hatte, hinter ein parkendes Auto zu zerren. „Als der Unbekannte dem Mädchen den Mund zuhalten wollte, biß das Mädchen kräftig zu und konnte sich befreien. Der Mann (...) mußte mit deutlichen Bißwunden an beiden Händen flüchten.“
(Meldung der Stuttgarter Nachrichten)

Familienfest
Anna beschreibt, wie ihre Oma und deren Freund immer ihre Brüste begutachteten, als sie größer wurden, und wie ihre Mutter dabeistand, ohne etwas dazu zu sagen. `Mir war das unangenehm. Auf der anderen Seite wußte ich nicht, ob das vielleicht ein Teil von meinem Leben sein wird. Denn wenn irgendein Familienfest war und sie getrunken hatten, dann faßte er meine Mutter genauso an. Er hat es in Späße eingepackt, bei der Begrüßung nahm er meine Mutter in den Arm, schüttelte ihr am Busen herum und sagte: Na, meine Dicke, wie geht es Dir denn? Ich dachte, das gehört in Familien dazu. Das war die erste Spaltung in meinem Kopf: Einerseits will ich es nicht, andererseits sagt meine Mutter auch nichts dazu, also muß es wohl so sein. Ich habe mit niemandem darüber geredet. Es gab ja eigentlich nichts zu erzählen. Im Nachhinein ist das schlimmste, daß das so öffentlich in der Familie gelaufen ist und jeder getan hat, als wäre das in Ordnung. Ich habe meiner Mutter lange übelgenommen, daß sie mir nicht beigebracht hat, mich zu wehren. Jetzt sehe ich, daß sie es selbst nicht konnte.´ (...)
`Das erste und einzige Mal, daß ich was dagegengehalten habe, da war ich 14. Da war großes Konfirmationsfest. Ich mußte in den Keller um Wein zu holen, und der Freund von meiner Oma sagte: Ich komme mit, ich helfe dir. Ehe ich´s mich versah, hatte er mich gegriffen und versuchte wieder, mich zu küssen. Ich hab mich dann losgerissen und gesagt, er solle mich in Ruhe lassen, bin die Treppe hochgerannt und ins Bad. Er war unheimlich schnell hinter mir her und sagte noch, ich solle bloß mit niemandem darüber reden. Das hatte er noch nie gesagt. Ich konnte nicht schreien, sonst wäre dieser ganze Familienclan aufgeflogen. Und das wollte ich nicht. Darum hab ich ihn nur angezischt, er solle machen, daß er wegkommt und mich in Ruhe lassen. Ich war unheimlich aggressiv und wütend. Danach ist auch nichts mehr passiert.´
(Anna – aus: „Väter als Täter“, Kavemann/Lohstöter, rororo)

 „Ende einer Dienstreise: ...
... Chef übernachtete in Zelle“ überschreibt eine Tageszeitung die  Meldung, in der berichtet wird, daß der 44jährige Chef einer 18jährigen Auszubildenden auf einer Dienstreise in deren Hotelzimmer folgte und sie dort unsanft auf´s Bett stieß, da es ihn nach dem gemeinsamen Abendessen offenbar nach mehr verlangte. Die junge Frau konnte zur Rezeption entkommen. Gegen den Chef wird wegen sexueller Nötigung ermittelt.
(Stuttgarter Nachrichten oder Stuttgarter Zeitung – genaues Datum unbekannt)

 

 Mit dem Bügeleisen

„Meine Freundin, eine Frau um die dreißig, wohnt im Erdgeschoß eines Mietshauses. Sie erzählte mir, daß sie gerade bei offener Terrassentür beim Bügeln ihrer Wäsche war, als plötzlich ein Mann sich durch die offene Tür Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffte und sie bedrohte.
Ohne zu überlegen nahm sie ihr Bügeleisen und hielt es dem Mann gegen seinen Bauch- und Genitalbereich – damit war der Fall erledigt!“
(Bericht einer Kursteilnehmerin)


In der Straßenbahn, I.
„Ich sitze in der Straßenbahn; mir gegenüber sitzt ein Mann, der beginnt, mich mit Blicken auszuziehen. Ich merke, wie´s mir peinlich ist, ich es übersehen will, aus dem Fenster gucke. Als mir das bewußt wird, krieg ich ne´ Wut, will mir das nicht länger bieten lassen. Ich überwinde mich und fang an, ihn anzustarren – intensiv, unentwegt und mit all meinem Willen. Das durchzuhalten ist ungeheuer schwer und kostet viel Überwindung – aber ich sehe, wie er rot und blaß wird. Ne´ Weile weg gucken, auf dem Sitz hin und her rutschen – und ich starre weiter, lasse ihn nicht mehr los. Nach zwei Stationen steigt er – sichtlich verunsichert – aus! Ich bin fix und fertig – aber erleichtert und sehr stolz!“
(Annemarie/Kursteilnehmerin)

In der Straßenbahn, II.
„Die folgende Episode habe ich in einer Straßenbahn in Köln miterlebt:
Ein jugendlicher Punker pöbelte seit einiger Zeit sämtliche Fahrgäste und Fahrgästinnen in der Bahn an, hörte laut Musik und war der Mittelpunkt der allgemeinen, aber nicht direkt auf ihn gerichteten Aufregung. Alle meckerten leise vor sich hin, aber niemand traute sich, ihn direkt anzusprechen.
Dann stieg eine ca. 65-70jährige Frau in die Bahn ein, die am Stock ging. Bei jedem Schritt klackte der Stock auf den Boden.
Der Punker machte die Frau mit folgenden Worten an: `Hey, Alte, kauf Dir doch mal so `nen Gummistöpsel für Deinen Stock, Du machst viel zu viel Lärm.´
Die Frau drehte sich langsam und überlegt zu ihm um und sagte sehr ruhig: `Junger Mann, hätte ihr Vater vor 20 Jahren einen Gummi benutzt, hätte ich heute einen Sitzplatz.´
Die ganzen FahrgästInnen lachten lauthals auf und der Punker sprang sofort auf und ist an der nächsten Haltestelle ausgestiegen.
Es geht doch nichts über schlagfertige Frauen!“
(Barbara/Kursteilnehmerin)

„Beherzte 112jährige ...
... schlug Dieb in die Flucht“ meldete eine US-Zeitung. „Mit einem beherzten Griff“  in seine Genitalien hatte die nur 1,50 m große Greisin in Detroit/USA einen Einbrecher festgehalten und laut um Hilfe geschrien, bis eine Nachbarin erschien. Dem peinlich berührten Einbrecher gelang es zu fliehen.




JEDE
Frau und JEDES Mädchen hat IHRE Möglichkeiten der Gegenwehr!

Die Strategien in den geschilderten Erfolgsgeschichten sind allerdings keine `Patentrezepte´! Jede Übergriffs- und Gefahrensituation ist anders - und die eine oder andere Gegenwehrmöglichkeit klappt vielleicht überhaupt nur in einer ganz speziellen Situation. Je jünger ein Mädchen ist und je bekannter der Täter , desto schwieriger wird meist die Gegenwehr. Oft braucht es da wirklich Hilfe von außen.

Link zu Beratungsstellen, Therapie, andere Hilfsangebote

Aber obwohl es (leider) nie einen Garantieschein für erfolgreiche Gegenwehr gibt, gibt es (fast immer) viele Möglichkeiten!

Einige davon sind nachzulesen in:

Schlagfertige Frauen - Erfolgreich wider die alltägliche Gewalt


Ca. 50 Geschichten erfolgreicher Gegenwehr. Gewidmet:
„ Allen Frauen, die glauben, sie hätten sich nicht gewehrt, die aber überlebt haben und nun ihre Geschichte erzählen können.“
Hrsg: Denise Caignon, Gail Groves - 1998, Orlanda Frauenverlag

 


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Pressemitteilungen

... die direkt oder indirekt  mit dem Thema `Gewalt gegen Frauen und Mädchen´ zu tun haben, bzw. mit den gesellschaftlichen Ursachen und dem Nährboden, auf dem diese Gewalt leider immer noch weiter gedeihen kann - oder mit positiven Entwicklungen auf diesem Gebiet:

 

Ergebnisse der ersten bundesdeutschen Repräsentativbefragung veröffentlicht:

Die Studie "Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland" bietet erstmals ein umfassendes und repräsentatives Bild von Ausmaß, Hintergrund und Folgen von Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Dazu wurden insgesamt 10.000 Frauen im Alter zwischen 16 und 85 Jahren in Interviews befragt.  Parallel dazu haben weitere Teilerhebungen die Gewaltbetroffenheiten einiger schwer erreichbarer Bevölkerungsgruppen erfasst. Dazu gehörten insbesondere Frauen osteuropäischer und türkischer Herkunft sowie Prostituierte, Frauen in Asylbewerberheimen und Gefängnissen.
"Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass insgesamt 40 % der in Deutschland lebenden Frauen in ihrem Erwachsenenleben körperliche oder sexuelle Übergriffe oder beides (…) erlebt haben". "Menschenrechte für die Frau" Ausgabe 1/2007, S.8
Zu bestellen oder als pdf auszudrucken über die Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: www.bmfsfj.de
 
"Wir Frauen täuschen uns, wenn wir glauben, dass wir wirklich Gleichberechtigung erreicht hätten. Wir sind weit davon entfernt. Das Ausmaß häuslicher Gewalt überall auf der Welt ist nach wie vor dramatisch".
Bianca Jagger,  "Die Zeit" vom 22. Juni 2006. Für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz erhielt sie im Jahr 2004 den Alternativen Nobelpreis in Neu-Delhi. Im gleichen Jahr erhielt sie den Women's World Award.

 

Frauen und Mädchen, denen in ihren Heimatländern eine Genitalverstümmelung droht, dürfen nicht abgeschoben werden (hessischer Verwaltungsgerichtshof, Kassel in einem am 19. April 2005 veröffentlichten Urteil / AZ 3 UE 3457/04.A)
Lesbenring-Info-Brief Juni 2005


Die UN-Menschenrechtskommission geht davon aus, daß weltweit ca. 5000 Frauen jährlich Verbrechen im sogenannten Namen der Ehre zum Opfer fallen.
Terre des Femmes hat deshalb inzwischen eine Kampagne gestartet:
„Nein zu Verbrechen im Namen der Ehre“
Die Welt, 19. Februar 2005


Am 8. März 2004 startet Amnesty International eine globale, mindestens 2 Jahre dauernde Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen:
„Stop Violence against Women“ (SVAW).


33 hochrangige Regierungspolitikerinnen und Außenministerinnen aus 24 Staaten riefen am Rande der UNO-Menschenrechtskommission in Genf zu verstärkten Anstrengungen auf, jede Form von Gewalt gegen Frauen zu beenden. Die Absichtserklärungen müßten endlich in die Tat umgesetzt werden, forderte Calmy-Rey, die Schweizer Außenministerin, und zitierte eine OECD-Studie, wonach in den 24 Mitgliedsländern Gewalt gegen Frauen im letzten Jahr die häufigste Todesursache von Frauen bis 44 Jahren war – vor Krebs und Autounfällen.
taz, 18.März 2004


„Vergewaltigung kommt nicht in die Tüte“
diese Kampagnenaufschrift auf Bäckereitüten soll das Thema `auf den Tisch bringen´. Ins Leben gerufen hat diese Aktion der Notruf für Vergewaltigte Frauen und 10 Bäckereien in Ludwigsburg.
Stuttgarter Nachrichten, 31. Oktober 2003


Focus meldet in Heft Nr. 7 / 2003
daß die Auswertung von 250 000 Gehaltszettel nach wie vor Ungerechtigkeiten in der Entlohnung aufzeigt: in 152 von 155 Berufen würden auch heutzutage Frauen zwischen 19 und 28 % (!) weniger verdienen als Männer ...
www.focus.de/job


Die Tokioter Stadtbahn hat im März 2001 reine Frauenabteile für den Abendverkehr eingeführt. Damit reagierte die private Betreibergesellschaft auf zunehmende Klagen von weiblichen Fahrgästen über Grapscher in den oft überfüllten Zügen, nachdem die Zahl der gemeldeten Zwischenfälle im Jahr 2000 auf 351 gestiegen  war. Es lohnt sich also doch immer wieder zu protestieren!
Stuttgarter Nachrichten oder Stuttgarter Zeitung vom 28.3.2001


Dem Bevölkerungsbericht 2000 der Vereinten Nationen nach wird weltweit jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens vergewaltigt oder mißhandelt.
In Deutschland würde jede siebte Frau ein Opfer von Gewalt, so Bundesfamilienministerin Bergmann bei der Vorstellung des Berichtes in Berlin.
Stuttgarter Nachrichten, 21.9.2000


Zum Thema `häusliche Gewalt gegen Frauen´ finden sich z.B. in der Stuttgarter Zeitung vom 14. 1. 1998 folgende Vergleichszahlen:
1997 bezahlten 61 Spanierinnen ihre Ehe mit dem Leben – Die Terroristen der ETA hatten in derselben Zeit 13 Menschen umgebracht.

 

 

Frauen sind die Hälfte der Weltbevölkerung,
sie leisten fast
zwei Drittel der Arbeitsstunden,
sie erhalten
ein Zehntel des Welteinkommens und
sie besitzen weniger als
ein Hundertstel
des Eigentums der Welt
Nach einem Report der United Nations von 1980


 

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